Diese Improvisation und Kreativität in den Reparaturen wiederum macht das Hobby zur Herausforderung. Als ich die hintere Hutablage mit dem Bügeleisen geglättet, das marode Kabel hinter dem Sicherungskasten mit einem Draht überbrückte, konnten die Bremsen gemacht werden. Die liegen beim K 70 vorn innen am Motor, wegen der besseren Verteilung der gefederten Massen. In einer freien Werkstatt in Kiel bekam das Auto noch neue Bremsleitungen (die alten waren über die Jahre „zugeblüht“) und neue Radbremszylinder. Der Vater des Werkstattbesitzers hatte noch auf dem K 70 gelernt und freute sich, mal wieder an einem zu arbeiten! Solche Menschen sind in der Oldtimerei Gold wert.
Aber als diese Standschäden und der technische Wartungsstau behoben waren – lief der kleine Goldklumpen immer wieder tadellos. Ich bewegte ihn über 10 Jahre lang zu Treffen und Veranstaltungen mit Überführungskennzeichen oder roten Nummern. Er bekam einen großen Artikel in der Auto BILD Klassik („Auf den Reifenspuren der Kindheit“) und versetzte überall beim Vorbeifahren und beim Tanken die Menschen in Freude und Entzückung. Ein Fahrzeug, das glücklich macht. Und die Fahrleistungen sind völlig okay. Der vom NSU 1200 abgeleitete Vierzylinder sieht mit seinen einzeln aufgeklammerten Ventildeckeln nicht nur cool aus, er ist mit seinem seitlich hängenden Solex Doppelvergaser, der fünffach gelagerten Kurbelwelle und der Duplex Steuerkette auch robust und wartungsarm. Im Stadtverkehr ist der Wagen regelrecht agil, auf der Landstraße zeigt er seine Reisequalitäten. Nur bei höheren Geschwindigkeiten stört das klein abgestufte Schaltgetriebe, und die Nadel des Drehzahlmessers geht erschreckend weit hoch. Deshalb lieber: Reisen statt rasen.