Opel Monza GSE – der sportliche Senator

16.10.2024 von Jens Tanz

In den 80er Jahren gab es mutige und luxuriöse Ansätze bei Opel in Rüsselsheim. Eins der schönsten Ergebnisse ist dabei der Monza in seiner höchsten Ausstattungsstufe: GSE

Nein, es ist kein Opel Ascona. Es ist auch kein Opel Senator. Es ist ein Opel Monza! Man sieht sie nicht mehr oft auf den Straßen, die kraftvollen und wunderschönen Coupés aus Rüsselsheim, als Opel noch zum General Motors Konzern gehörte und in der einen oder anderen Vorstandsabteilung Mut bei der Modellpalette bewiesen wurde. Abgeleitet wurde das Hatchback stilistisch vom Senator A, stand aber auf der 25mm kürzeren Bodengruppe von Rekord und Commodore. Unter der Haube arbeiteten anfangs ausschließlich Reihensechszylinder – damit rangierte das Coupé zwischen gehobener Mittelklasse und Oberklasse!

Weißer Opel Monza GSE parkt vor einer Backsteinwand mit Graffiti von Jens Tanz.
Der Opel Monza GSE Anzeigeregler in der Nahaufnahme

Die ersten Jahre des Opel Monza

Die ersten drei Jahre baute man das wuchtige, mutig markant gestaltete Fahrzeug nahezu unverändert und stellte den solventen Käufern ein Kombi-Coupé in die Einfahrt, das den Komfort einer Limousine mit dem praktischen Nutzen einer großen Heckklappe kombinierte. Sportlich ambitionierte Wohnwagencamper oder stilbetonte Pferdebesitzer trailerten mit dem Opel Monza dank der Kraft aus dem Keller von 2.8 oder 3.0 Litern Hubraum ihr Hab und Gut durch das Land. Wortgewandte Väter präsentierten das Coupé ihren Familien und konnten mit Klasse und Luxus punkten, zumindest so lange bis die Kinder auf dem Rücksitz zu Teenagern wurden und der Platz hinter den Klappsitzen auf dem Weg nach Saint Tropez doch ein bisschen eng wurde.

Ist der Opel Monza auch als Cabrio verfügbar?

Nein. Ein Cabriolet vom Opel Monza gab es offiziell nie. Einige Karosseriebauer haben wegen der zweitürigen Gürtellinie eigene Entwürfe angefertigt. Der Automobilhersteller Keinath in Reutlingen fertigte auf Grundlage des Monza A2 in einer Kleinserie insgesamt 144 Cabriolets an, die als Keinath KC 5 verkauft wurden und heute einen hohen Sammlerwert haben.

Opel Monza GSE in weiß geparkt vor einem Backsteinhaus in Frontansicht.

Facelift und Modellpflege des Opel Monza

Einige optische Veränderungen kamen 1981. Beim Facelift Ende 1982 parallel zum Senator und Rekord wurde der Monza auf die Version A2 gestuft. Neben optischen Überarbeitungen an Motorhaube, Scheinwerfern und Stoßfängern bekamen das Interieur und die Grundausstattung eine Aufwertung. Nun war auch der Reihenvierzylinder mit 115 PS erhältlich, was allerdings die exklusive Coolness des Opel Monza deutlich herabsetzte. Der große Granada bei Ford hatte immer sechs Zylinder – und plötzlich gab’s die auch mit Reihe vier. Die großen Monza und Senator bei Opel hatten immer sechs Zylinder – und plötzlich gab’s die auch mit Reihe vier. Das war jeweils der Anfang vom Ende der Oberklasse.

Opel legte deshalb noch einmal nach und bot den Monza ab 1983 als top ausgestatteten GSE an. Ausschließlich mit 3.0 Liter Sechszylindern erhältlich bot das Topmodell Recarositze, Lederlenkrad und Bordcomputer auf einem sportlich abgestimmten Fahrwerk. Ende des Jahres war der Opel Monza das erste Fahrzeug im Konzern, das mit den digitalen Anzeigeinstrumenten von VDO Automotive erhältlich war. So stellte man sich in Rüsselsheim die Zukunft vor und verprellte mit buntem LCD Geleuchte die Traditionalisten, die aber unter der Hand die alten, analogen Instrumente bestellen konnten.

Wie viele Opel Monza wurden produziert?

Vom Opel Monza der ersten Serie wurden bis 1982 27.216 Einheiten produziert, vom Facelift der zweiten Serie immerhin noch 16.594. Die Gesamtproduktion in Deutschland beläuft sich also auf nur 43.812 Fahrzeuge, was den Monza schon als Neuwagen zum Klassiker machte.

1985, kurz vorm Ende der Serie, gönnte sich ein detailverliebter Pensionär so einen GSE in seiner besten Ausstattungsvariante und hegte und pflegte ihn wie seinen Augapfel. Als er zu alt wurde sollte der Wagen in gute Hände verkauft werden. Nach zähen Verhandlungen ging der Opel Monza GSE für das vierfache des damals üblichen Preises an den heutigen Besitzer. Der freut sich noch immer über ein rostfreies und 100% originales Auto im Jahreswagenzustand und hat seine damals kostspielige Entscheidung noch nie bereut. Heute blickt er auf seinen Monza im einzigartigen Zustand, wir stehen daneben und blicken ebenfalls. Und wollen endlich einmal fahren!

Nahaufnahme des weißen Opel Monza GSE von der Stoßstange.

Fahrgefühl und Design des Opel Monza GSE

Beim Betrachten des schneeweißen Coupés kommen zwangsläufig Gedanken an Tennisturniere am Rothenbaum, gutaussehende Menschen in Segeltuchschuhen mit Pullunder über dem Oberhemd und schlimme Musik im Radio. In der letzten Ausbaustufe des Opel Monza GSE zog der Chrom vollständig aus, dafür zogen die 80er ungezügelt ein. Die Recaros und dunkles Velours versprühen den Charme eines sportlichen Wohnzimmers, die digitalen Anzeigeinstrumente wirken wie ein innenbeleuchteter Zauberwürfel. Es blinken bunte, zu Balken gebündelte Flüssigkristalle und setzen die tief drin immer noch analogen Signale der Fühler und Geber in ein futuristisches, pseudo-digitales Raumschiff Enterprise Cockpit um. Das mochte und dem traute seinerzeit nicht jeder. Heute wirkt es wundervoll zeitgeschichtlich und funktioniert immer noch!

Große Zahlen sagen uns, wie schnell wir fahren, während der Kompass in Richtung einer stillgelegten Schlosserhalle in einem Hamburger Gewerbegebiet zeigt. Der 3.0 Liter Reihensechser blubbert nicht amitypisch, er knurrt opeltypisch. Heiser und kraftvoll. Gefühlt wirkt er von innen klein, der Opel Monza. Fahrer und Beifahrer sitzen sich fast auf dem Schoß, obwohl Platz und Beinfreiheit ausreichend da sind. Dafür ist so etwas wie eine Rundumsicht quasi nicht vorhanden, aber dieses Gefühl kennen andere Coupébesitzer auch.

Blick auf die Opel Monza GSE Kilometeranzeige

Wieviel PS hat der Opel Monza GSE?

Der Monza GSE war ausschließlich mit dem großen Reihensechszylinder erhältlich, der als 3.0 E 179 PS leistete. Ab Herbst 1985 konnte der Wagen auch mit dem optionalen G-Kat als 3.0i bestellt werden und hatte statt seiner 179 PS nur noch 156 PS.

Auf dem verlassenen Gelände ist es düster und schmutzig. Aus dem Mauerwerk herausgebrochene Backsteine, Kabel und Glasscherben von zerschmissenen Fensterscheiben liegen zwischen hochwachsendem Unkraut. Dieser Opel Monza 3.0 GSE wirkt wie ein Mitglied der Enterprise-Crew in einem weißen Neopren-Raumanzug inmitten einer intergalaktischen Müllhalde. Der Monza scheint irgendwie zu strahlen und zu wissen, dass er etwas richtig gemacht hat. Denn er ist noch immer da, so wie er einst gebaut und teuer bezahlt wurde.

Blick auf die Opel Monza GSE Vordersitze aus Stoff in grau-schwarz und blick auf das Lenkrad.

Wie viel kostet ein Opel Monza?

Der Zustand dieses GSE dürfte in Deutschland einzigartig sein, das Wertgutachten belegt inzwischen eine Vervielfachung des Kaufpreises vor 15 Jahren. Es sind keine Zahlen, die als Investition oder Wertanlage taugen. Der Monza bleibt ein Opel. Aber unter 5.000 Euro bekommt man keinen mehr, und gute Opel Monza GSE kratzen an der 20.000€ Marke. Also jetzt zuschlagen, wer einen sucht.

Nach den Fotos entfernen wir uns wieder von diesem düsteren Ort mit seinen Stahltoren und dem alles überragenden Schornstein. Hier liegen die Ruinen einer Zeit, in der es Opel in Rüsselsheim richtig gut ging. Als man ein Image hatte und mutige, nicht immer ausschließlich praktische Autos auf die Straße brachte.

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Technische Fahrzeugdaten Opel Monza GSE

Bauzeitraum:1978-1986
Motor:Reihen-Sechszylinder, Einspritzer
Hubraum:2.968 ccm
Leistung:156 PS (Katalysator)
Drehmoment:248 NM bei 4.500 Umdrehungen
Getriebe:5 Gang Schaltung
Gewicht:1.370 kg
Höchstgeschwindigkeit:215 km/h
Sprint:0 – 100 km/h: 8,5 s
Parkender weißer Opel Monza GSE in der Seitenansicht vor einem roten Backsteinhaus.

Opel Monza GSE Bilder

  • Heckansicht des weißen parkenden Opel Monza GSE vor einem roten Fabrikgebäude.

    Opel Monza GSE von hinten

    Keiner für alle. Der Opel Monza verkörpert sportliche Oberklasse aus Rüsselsheim.

  • Lenkrad und Anzeige im Opel Monza GSE.

    Klare Übersicht im Opel Monza

    Zukunftsvision der 80er: LCD Armaturen waren modern, gefielen aber nicht jedem.

  • Weißer parkender Opel Monza GSE mit Seitenansicht vor einem Haus daneben steht ein Mann in Jacke und Hut.

    Opeltechnik

    Form und Funktion. Solide Opeltechnik in schickem Kleid, so baut mal Klassiker!

Bilder: © Jens Tanz, Sandmanns Welt

Jens Tanz, Gastautor

Gastautor: Jens Tanz

ist Motorjournalist & Social Media Manager und lebt leidenschaftlich die Autos der 70er aus dem Straßenbild seiner Kindheit. Im Netz ist er als „Sandmann“ unterwegs und schraubt und schreibt sowohl über die eigenen Erlebnisse mit seinen Oldtimern als auch markenübergreifend über andere Oldtimer und ihre Menschen. Hier geht es zu Jens´ Blog: 

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