DDR-Oldtimer – Insights, Preise & viele Tipps rund um die Ost-Oldies

12.10.2023 von Rainer Peukert

Wenige Tage vor seinem 50. Geburtstag stieg Udo Lindenberg vom Porsche auf den Trabant um. Der Panikrocker bekam 1996 den weißen Trabi aus der "last edition" als Geschenk der Zwickauer Sachsenring Automobiltechnik GmbH. Ob diese „Rennpappe“ von Lindenberg, wie der Trabi liebevoll von der DDR-Bevölkerung genannt wurde, heute noch existiert und in ein paar Jahren zu einem Oldtimer wird, wissen wir nicht. Aber wir wissen, dass DDR-Autos, DDR-Oldtimer und andere Fahrzeuge einen ganz eigenen Flair und eine besondere Fangemeinde haben.

DDR-Oldtimer: Modell Trabant 601

Welche Auto-Marken gab es in der DDR?

Zum Zeitpunkt der Gründung der DDR 1949 gab es dort nur noch zwei Pkw-Produktionsstandorte: Die ehemaligen BMW-Werke in Eisenach (Thüringen) und das Unternehmen Auto Union in Zwickau (Sachsen), das zunächst in mehrere Volkseigene Betriebe (VEB) aufgeteilt und 1958 im VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau zusammengeführt wurden. 

An dem ehemaligen BMW-Standort Eisenach wurden die BMW-Modelle 327 und 340 unter dem Namen EMW in den Typen EMW 327 und EMW 340 bis 1955 weitergebaut. Die Modelle IFA F8 (fast baugleich zum DKW F8) und IFA F9 wurden in Zwickau gefertigt. 1953 wurde die Produktion des F9 jedoch nach Eisenach verlagert. Um eine gehobene Automarke in der DDR zu verwirklichen, wurde auf persönlichen Wunsch des hochrangigen DDR-Politikers Walter Ulbricht die DDR Automarke Sachsenring geschaffen; heutzutage nur noch Spezialisten bekannt. Für Werkzeuge und Vorrichtungen für das Modell P240 wurden 12 Millionen DDR-Mark investiert. Die Produktion wurde jedoch 1959 nach nur vier Jahren aufgrund von Qualitäts- und Entwicklungsproblemen wieder eingestellt. 

Eine weitere DDR-Automarke, die heute nahezu in Vergessenheit geraten ist, kam aus dem VEB-Werk in Zwickau: Der AWZ, Modell P70. Bis 1959 wurden 36.151 Stück des Kleinwagens produziert.

Bereits Anfang der fünfziger Jahre entwickelte man in Eisenach ein neues viertüriges Mittelklassemodell, den Wartburg. Seit 1956 wurden verschiedene Modelle gefertigt und schrittweise weiterentwickelt bis im April 1991 – nach der deutschen Wiedervereinigung – die Produktion eingestellt wurde. Unter den DDR-Automarken erreichte der Wartburg 1976 einen Pkw-Anteil von 19%.

In Zwickau wurde 1958 mit der Großserienproduktion einer neuen DDR-Automarke gestartet: Trabant. Der frontangetriebene Wagen mit Zweittaktmotor und Karosserieverkleidung aus Duroplast galt als moderner Kleinwagen und trug damit entscheidend zur Massenmotorisierung in der DDR bei. 1976 waren 47 % aller in der DDR genutzten Autos Trabants und somit die populärste DDR-Automarke. 

Bildergalerie DDR-Autos

  • Der grau-weiße Oldtimer Wartburg 312 steht am Straßenrand eines Feldes geparkt.

    Marke Wartburg

    Wartburg 312

  • Der Oldtimer Trabant 600 in Orange und Weiß fährt die Straße entlang.

    Marke Trabant

    Trabant 600

  • Ein Trabant 601 in hellblau fährt auf der Straße.

    Marke Trabant

    Trabant 601

Gut zu wissen:

  • Einziger DDR-Sportwagen: Melkus RS 1000

    Der einzige Sportwagen der DDR wurde zwischen 1955 und 1990 gebaut: Der Melkus RS 1000. Der Dresdner Konstrukteur und Rennfahrer Heinz Melkus hat den "Ferrari des Ostens" erfunden und produziert. 101 Exemplare des DDR-Rennwagens mit Straßenzulassung wurden gebaut.

Welche DDR-Autos sind heute beliebte Oldtimer?

Der Trabant hat nach seinem Produktionsende im Jahr 1991 inzwischen einen gewissen Kult-Status erlangt. Heute sind weltweit immerhin noch rund 30.000 dieser DDR-Autos unterwegs, ca. 250 davon haben es sogar in die USA geschafft. In Zwickau ist der Internationale Trabi-Verein aktiv und unterhält ein eigenes Museum. Hier werden u.a. originelle Sondermodelle wie Cabrios und Rallye-Versionen der DDR-Automarke gezeigt. Die Beliebtheit der Trabi-Oldtimer zeigt sich auch anhand der mehr als 150 Fanclubs und zahlreichen Trabant-Fahrertreffen.

Seltene Automarken wie der bereits beschriebene Sachsenring P240 oder die Modelle von EMW stehen heute bei Sammlern hoch im Kurs. Das Nachkriegsmodell EMW 327 wird zurzeit bis ca. 150.000 Euro in restauriertem Zustand gehandelt.

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Melkus RS 1000

Ein gelber und roter Oldtimer Melkus RS 1000 sind nebeneinander auf einem Parkplatz geparkt.

Wer einen der seltenen Melkus RS 1000 ergattern will, muss dafür tief in die Tasche greifen. Um die 100.000 Euro werden heute für dieses Modell aufgerufen. Wie beliebt der Sportwagen immer noch ist zeigt sich daran, dass anlässlich des 50-jährigen Bestehens der DDR-Automarke im Jahr 2010 eine limitierte Neuauflage gefertigt wurde.

Preisliste DDR-Autos (Auswahl)

FahrzeugPreis
AWZ P70 4.500 Euro 
EMW 340 40.000 Euro 
EMW 327 Cabrio 215.000 Euro 
IFA F 8 6.500 Euro 
IFA F9 4.000 Euro 
Melkus RS 1000 100.000 Euro 
Trabant 601 Limousine 5.000 Euro 
Trabant 601 Cabrio 12.000 Euro 
Wartburg 311 20.000 Euro 
Wartburg 353 4.000 Euro 

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Welche Westautos gab es in der DDR?

Bis 1978 war das Privileg, Westautos in der DDR zu fahren, der Staatsführung vorbehalten. DDR-Staatsratschef Walter Ulbricht beispielsweise wurde in einem Buick gefahren. Auch Volvo und Citroën schafften den Weg über den eisernen Vorhang. Außerdem gab es sogar Mercedes-Fahrzeuge in der DDR, die unter anderem als Limousinen bei den besonders noblen Interhotels bereitstanden.

Eine Ausnahme bildete die Möglichkeit, Westautos wie Volvo 760, Fiat 131, VW Transporter und Modelle der Marken Mazda, Ford, BMW, Renault und Peugeot über die Firma Genex (Geschenkdienst- und Kleinexporte GmbH) in die DDR zu bringen. Dieses Unternehmen wurde 1956 auf Anordnung der DDR-Regierung gegründet und hatte zur Aufgabe, begehrte Devisen für die DDR zu erwirtschaften. Ab den 1960er-Jahren wurden Bestellkataloge für Bürger der Bundesrepublik herausgegeben, anhand derer sie ihren Verwandten in der DDR begehrte Konsumgüter wie Westautos zukommen lassen konnten.

Die Sensation kam 1978: 10.000 VW Golf I sollten in die DDR geliefert werden – der erste Import von Autos aus dem westlichen Ausland für die Bevölkerung. Für VW war die weitere Öffnung des Auto-Marktes in den Osten interessant, jedoch soll es die Staatsführung der DDR gewesen sein, die damals den ersten Schritt machte. Der Grund: Sie suchten im westlichen Ausland einen Absatzmarkt für ihre renommierten Blechpressen. Es kam zum „Kompensationsgeschäft“:

Ware gegen Ware (Tauschen war in der DDR in vielen Bereichen Tradition) – im Wert von 80 Millionen DM. Die Einkäufer von VW bereisten die DDR und begutachteten alles, was nützlich sein könnte. Am Ende lieferte die DDR Blechpressen, Werkzeugmaschinen, Fahrzeugelektrik, Heizkohle, Heizöl und Pneumant-Reifen. Das Highlight: Ein Planetarium des VEB Carl-Zeiss Jena. Sogar Naturalienpakete mit Dresdner Stollen und Thüringer Bratwürsten für die Wolfsburger Kantine gehörten zum Deal. Heute gibt es nur noch wenige Golf I aus der DDR-Lieferung – sie sind begehrte Sammlerstücke.

DDR-Oldtimer-Traktoren und -Lkw

Am 8. Juni 1952 wurde in der DDR die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) gegründet. Im Juli 1952 beschloss die SED dann offiziell, die Agrarwirtschaft zu kollektivieren. Zehntausende Kleinbauern schlossen sich zu LPGs zusammen. Für den Aufbau eines Arbeiter- und Bauernstaats setzte die junge DDR dann auf schlagkräftige Landtechnik, um die Bevölkerung mit Nahrungsmittel zu versorgen. Man brauchte Traktoren, Laster und andere Nutzfahrzeuge. In der DDR wurden zahlreiche Lkw und Nutzfahrzeuge produziert. Ob Framo, IFA, Barkas, Robur oder Multicar.

Bei den DDR-Lkw z.B. gab es ein paar ganz besondere Exemplare. Die „Allzweckwaffe“ war der Barkas. Ob als Krankentransporter, Polizeiwagen, Kleinbus oder Löschfahrzeug, bzw. als Pritschenwagen oder Kleinbus, der Barkas konnte alles und erfreut sich auch heute noch einer großen Fangemeinde. Bei den DDR-Oldtimer Traktoren sieht es ähnlich aus. Die alten Schlepper aus Beständen der LPGs sind sehr beliebt.

Framo V901/2 mit Barkas B1000

Zwei türkise Oldtimer Framo V901/2 und Barkas B1000 sind auf einer Wiese geparkt und im Hintergrund sind mehrere Bäume.

Museums-Tipp: Fahrzeugtechnik aus DDR-Zeiten in Reddelich

Seit 2007 existiert nahe der Ostseeküste bei Bad Doberan ein privates Technik-Freilichtmuseum. Dort werde über 120 Fahrzeuge vom Militärfahrzeug aus sowjetischer Produktion über Personenkraftwagen bis hin zu Traktoren, Landmaschinen und verschiedenen Krafträdern aus DDR-Zeiten gezeigt. Ein großer Teil der Fahrzeuge ist immer noch fahrbereit. 

Tipps für den Kauf von DDR-Autos und Ersatzteilen

DDR-Autos und -Oldtimer kann man heute gut online kaufen. Auf den einschlägigen Plattformen werden viele verschiedene DDR-Oldtimer Marken zu ganz unterschiedlichen Preisen angeboten. Da ist für jedes Budget etwas dabei. Natürlich findet man DDR-Autos auch auf Oldtimer-Messen.

Ähnlich gestaltet es sich mit der Beschaffung von Ersatzteilen für DDR-Autos und -Oldtimer. Online, auf diversen Teilemärkten und auf Trödelmärkten in der ehemaligen DDR hat man gute Chancen, das gesuchte Ersatzteil zu finden. Jedoch ist heute insbesondere unter den Liebhabern von DDR-Autos und -Oldtimern ein gutes Netzwerk von Vorteil, denn es kann getauscht werden.

Früher war die Ersatzteil-Beschaffung für DDR-Autos häufig ein Tauschgeschäft. Und es wurden nicht nur Ersatzteile gegen Ersatzteile getauscht. Beliebt war z.B. auch, dass man von der Spargel-Ernte große Mengen portionierte und einfror und dann gegen Ersatzteile tauschte, wenn an Spargel aufgrund der Jahreszeit nicht zu denken war.

Rainer Peukert, Oldtimer-Experte bei Hiscox

Autor: Rainer Peukert, Oldtimer-Experte bei Hiscox

hat sich schon in jungen Jahren in die Technik und das Design von Oldtimern verliebt – vor allem in die Schätze der Vorkriegszeit. Für Hiscox ist er auf vielen Events der Szene unterwegs!

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