Bis 1978 war das Privileg, Westautos in der DDR zu fahren, der Staatsführung vorbehalten. DDR-Staatsratschef Walter Ulbricht beispielsweise wurde in einem Buick gefahren. Auch Volvo und Citroën schafften den Weg über den eisernen Vorhang. Außerdem gab es sogar Mercedes-Fahrzeuge in der DDR, die unter anderem als Limousinen bei den besonders noblen Interhotels bereitstanden.
Eine Ausnahme bildete die Möglichkeit, Westautos wie Volvo 760, Fiat 131, VW Transporter und Modelle der Marken Mazda, Ford, BMW, Renault und Peugeot über die Firma Genex (Geschenkdienst- und Kleinexporte GmbH) in die DDR zu bringen. Dieses Unternehmen wurde 1956 auf Anordnung der DDR-Regierung gegründet und hatte zur Aufgabe, begehrte Devisen für die DDR zu erwirtschaften. Ab den 1960er-Jahren wurden Bestellkataloge für Bürger der Bundesrepublik herausgegeben, anhand derer sie ihren Verwandten in der DDR begehrte Konsumgüter wie Westautos zukommen lassen konnten.
Die Sensation kam 1978: 10.000 VW Golf I sollten in die DDR geliefert werden – der erste Import von Autos aus dem westlichen Ausland für die Bevölkerung. Für VW war die weitere Öffnung des Auto-Marktes in den Osten interessant, jedoch soll es die Staatsführung der DDR gewesen sein, die damals den ersten Schritt machte. Der Grund: Sie suchten im westlichen Ausland einen Absatzmarkt für ihre renommierten Blechpressen. Es kam zum „Kompensationsgeschäft“:
Ware gegen Ware (Tauschen war in der DDR in vielen Bereichen Tradition) – im Wert von 80 Millionen DM. Die Einkäufer von VW bereisten die DDR und begutachteten alles, was nützlich sein könnte. Am Ende lieferte die DDR Blechpressen, Werkzeugmaschinen, Fahrzeugelektrik, Heizkohle, Heizöl und Pneumant-Reifen. Das Highlight: Ein Planetarium des VEB Carl-Zeiss Jena. Sogar Naturalienpakete mit Dresdner Stollen und Thüringer Bratwürsten für die Wolfsburger Kantine gehörten zum Deal. Heute gibt es nur noch wenige Golf I aus der DDR-Lieferung – sie sind begehrte Sammlerstücke.