Löschen, Ausblenden, Sperren – all diese Maßnahmen sind völlig legitime Mittel des Community Management. Zensur? Nein, es ist keine Zensur, wenn Sie Beleidigungen löschen. Zensur ist ein großes Wort. Von Zensur zu sprechen ist angemessen, wenn die freie Meinungsäußerung als Mittel der demokratischen Willensbildung verhindert oder sanktioniert wird. Von Zensur zu sprechen ist nicht angemessen, wenn Sie nicht erlauben, dass auf Ihrer Plattform – für die Sie Verantwortung tragen, auch juristisch – Schimpfwörter, Diskriminierung, Aufrufe zu Straftaten oder falsche Tatsachenbehauptungen veröffentlicht werden. Verantwortlich? Juristisch? Ja: Jeder Jurist – ich bin keiner – wird Ihnen bestätigen, dass Sie sogar verpflichtet sind, Dritte vor Rechtsverstößen zu schützen, wenn diese auf Ihrer eigenen Online-Plattform begangen werden. Es obliegt Ihnen als Betreiber einer Online-Plattform, dort für Ordnung zu sorgen. Community Management für Recht und Ordnung.
Ganz ehrlich: Wenn Sie sich erlauben, durchzugreifen, dann werden Sie sich befreit fühlen. Keiner von uns muss sich den wüsten Angriffen und Verunglimpfungen von Trollen aussetzen. Das haben wir a) nicht verdient und b) nicht nötig. Wer nach bestem Wissen und Gewissen Produkte und Dienstleistungen anbietet – und diese auch noch über unterhaltsames, nützliches Content Marketing im Sinne von Infotainment vermarktet, der darf trotz werblicher Absicht und kommerzieller Interessen durchaus ein Quäntchen Respekt erwarten. Für sich und für andere, die heutzutage von Scharen wütender, ironisch-sarkastischer, rücksichts- und respektloser Trolle und Aktivisten beschimpft werden.
Und noch ein Aspekt ist mir wichtig. Auch als Privatperson haben wir im Web Bürgerpflichten – finde ich. Genau wie im Leben da draußen. Wir sehen, dass in der Öffentlichkeit jemand angegriffen wird. Was tun wir? Hoffentlich nicht wegschauen. Sondern einschätzen, ob wir ohne unangemessene Gefährdung der eigenen Person direkt helfen können – oder zumindest rasch Hilfe holen. Wir sehen, dass im Web zu Gewalt aufgerufen wird. Was tun wir? Immer häufiger wegschauen – leider.